Fischer: RDRG – Refined Diagnosis Related Groups.

Z I M   «DRGs und verwandte PCS» (Version 1.24) Kapitel E.3       März 2000


E.3
RDRG
Refined Diagnosis Related Groups
(USA)

Wolfram Fischer

Zentrum für Informatik und wirtschaftliche Medizin
CH-9116 Wolfertswil SG (Schweiz)
http://www.fischer-zim.ch/


Kapitel E.3 aus:
Diagnosis Related Groups (DRGs) und verwandte Patientenklassifikationssysteme
Kurzbeschreibungen und Beurteilung

      
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Inhaltsverzeichnis

 

 

E.3 RDRG – Refined Diagnosis Related Groups 1

 

E.3.1 Zweck 2

 

E.3.2 Besondere Systemmerkmale 4

 

E.3.3 Abkürzungen 6

 

E.3.4 Kurzbeschreibung 8

 

E.3.5 Verwendbare Codierungssysteme 12

 

E.3.6 Zur RDRG-Entwicklungsgeschichte 15

 

E.3.7 Entwicklung und Wartung 19

 

E.3.8 RDRG-Hierarchieebenen 23

 

E.3.9 Zustandsbezogener Schweregrad 26

 

E.3.10 An­zahl Behand­lungs­fall­gruppen 30

 

E.3.11 Berücksichtigung von Begleiterkrankungen 34

 

E.3.12 Codierungsschema 37

 

E.3.13 Preise, Lizenzgebühren und Internet-Adressen 39

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E.3

 

RDRG – Refined Diagnosis Related Groups

1

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E.3.1

 

Zweck

2

RDRG

 

  • Patienten­klassifi­kations­system für akut-stationäre Patienten.
  • Ver­feine­rung der HCFA-DRG-Unter­schei­dung «mit/ohne CC» in mehre­re CC-Stufen.
  • Kostengerechtere Vergütung als mit HCFA-DRGs.
  • Unternehmensinternes Controlling.
  • Benchmarking.

3

   

 

 

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E.3.2

 

Besondere Systemmerkmale

4

RDRG

 

  • Systematische CC-Unter­teilung in 3 medizi­nische bzw. 4 chirur­gische Stufen.

5

   

 

 

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E.3.3

 

Abkürzungen

6

RDRG

 

Abk. Bezeich­nung
RDRG Refined Diagnosis Related Groups
RGN Refinement Group Number
ADRG Adjacent DRG

7

   

 

 

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E.3.4

 

Kurzbeschreibung

8

1 Vgl. Fetter et al. [RDRGs-Vol.I, 1989]; Fetter et al. [DRGs, 1991]: 57 ff; Freeman et al. [RDRG, 1995].

RDRG

HCFA-DRG-Weiter­entwick­lung

Die RDRG-System («Refined Diagnosis Related Groups») ist eine Weiter­entwick­lung des HCFA-DRG-Systems.1

9

 

Ver­feine­rung der Abbildung der Multi­morbidität

Das Entwicklungsziel war es, eine verfeinerte Darstellung der Multi­morbidität zu definieren. Im HCFA-DRG-System wird bei einem Teil der DRGs eine Unter­schei­dung «mit Begleit­erkran­kung oder Komplikation» / «ohne Begleit­erkran­kung oder Komplikation» gemacht. Diese Unter­schei­dung wurde als ungenügend erachtet.

10

 

Konstruktion

Die Ableitung der RDRGs aus den HCFA-DRGs geschah wie folgt: Zuerst wurden alle DRGs, die bisher nach Alter und Begleit­erkran­kungen oder Komplikationen unterteilt waren, zu Basis-DRGs zu­sammen­gefasst. Diese Basis­fall­gruppen heissen auf ameri­ka­nisch «Adjacent DRGs» (ADRGs). Anschliessend wurden diese Basis-DRGs aufgrund der jeweils gewichtigsten Begleit­erkran­kung oder Komplikation in 3 medizi­nische resp. 4 chirur­gische Klassen unterteilt. Dazu wurden globale und RDRG-spezifische CC-Listen und CC-Ausschlusslisten definiert.

11

   

 

 

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E.3.5

 

Verwendbare Codierungssysteme

12

RDRG

Tafel 1:
Codierungssysteme im RDRG-System

  RDRG 13/17
Diagnosen ICD-9-CM/1
Prozeduren ICD-9-CM/3

13

   

Andere Codes müssen mittels Kon­version­stabel­len zu ICD-9-CM-Codes umgewandelt werden.

14

   

 

 

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E.3.6

 

Zur RDRG-Entwicklungsgeschichte

15

2 Im System «Disease Staging» gibt es z. B. eine DRGscale, welche das Verhältnis des D.S.-Kosten­gewichtes des Einzelfalles zum durch­schnitt­lichen D.S.-Kosten­gewicht aller Behand­lungs­fälle innerhalb der zugehörigen DRG angeben.

3 Fetter et al. [DRGs, 1991]. – Die Studie wurde mit US$ 600'000 von HCFA unterstützt.

RDRG

 

Die Arbeiten am RDRG-System begannen in der zweiten Hälfte der 80er Jahre. Die Ent­wick­lung wurde beeinflusst durch die damals konkurrierenden Patienten­klassifi­kations­systeme wie Disease Staging, PMC, CSI, MEDISGRPs, APACHE, CPHA. Diese Systeme verwendeten z. T. unter­schied­liche Ansätze zur Abbildung des Schwere­grades. Manche Systeme – so u. a. D.S. – wurden so ausgebaut, dass sie zur Analyse der klinischen Homogenität der DRGs benutzt werden können.2

Zur 2. RDRG-Version gibt es einen «Final Report» im Auftrag der HCFA aus dem Jahre 1989.3 Zur Konstruktion des RDRG-Systems wurden 600'000 Austritte von Maryland und 3'500'000 Austritte aus Kalifornien aus dem Jahre 1984 verarbeitet. Zur Validierung wurde aus dem Jahre 1986 eine 20 %-Stichprobe der Maryland-Daten mit 2 Mio. Austritten und 1½ Mio. Austritte aus Ohio verwendet.

16

 

Temporäre Tracheo­stomien

In den früheren RDRG-Versionen sind alle Behand­lungs­fälle mit temporären Tracheo­stomien vor der med./chir.-Aufteilung eigenen 9XX0-Gruppen zugeteilt worden. Mit der Einführung der HCFA-DRGs 482 und 483 (Tracheo­stomie aufgrund bzw. ausgenommen einer Diagnose betreffend Gesichts-, Mund- und Halsbereich) wurde die ent­spre­chende RDRG-Ausnahmeregelung aufgehoben.

Es ist aber weiterhin so, dass die Tracheo­stomien der DRG 483 grundsätzlich als Ausreisser betrachtet werden, so dass diese DRG nicht in die sonst üblichen CC-Subklassen aufgeteilt wurde.

17

4 Die relevanten Textstellen findet man, indem man die Kapitel sucht, die einen der Begriffe «RDRG» oder «RGN» enthalten.

 

Kanada

Das System wird auch in Alberta (Kanada) im Rahmen der populations­bezogenen Finan­zierung der Einrichtungen des Gesundheitswesens eingesetzt.4

18

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E.3.7

 

Entwicklung und Wartung

19

RDRG

 

Das RDRG-System wurde an der Yale University von einem Team von Robert Fetter der Hospital Systems Manage­ment Group mit Projektleitung durch Karen Schneider entwickelt.

20

   

Das System wird heute von der Firma Health Systems Consultants, Inc., deren Präsident Karen Schneider ist, gewartet und vermarktet. Die Wartung besteht haupt­sächlich darin, dass die jährlichen Anpassungen, welche für das HCFA-DRG-System vorgenommen werden, ins RDRG-System übernommen werden.

21

   

In Deutschland wird das System von der Firma Internova GmbH, Frankfurt, eingesetzt. Dazu wurden die RDRG-Bezeich­nungen ins Deutsche übertragen. Die deutschen ICPM-Prozdurencodes werden mittels Kon­version­stabel­len nach ICD-9-CM/3 übertragen, ebenso die ICD-9-Diagnose­codes nach ICD-9-CM/1. Anschliessend wird direkt die ameri­ka­nische Gruppie­rungs­software verwendet.

22

   

 

 

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E.3.8

 

RDRG-Hierarchieebenen

23

RDRG

Tafel 2:
Hierarchiestufen RDRG

Tafel 2: Hierarchiestufen RDRG

24

   

Quelle: Fischer [DRG-Systeme, 2000]: 67.

25

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E.3.9

 

Zustandsbezogener Schweregrad

26

RDRG

Multi­morbidität

Im RDRG-System wurden die Schweregradklassen «A» bis «D» geschaffen. «D» steht dann, wenn keine wesent­lichen Begleit­erkran­kungen oder Komplikationen vorhanden sind. Die Klassen «C» und «B» werden für wesent­liche und schwer­wiegende Begleit­erkran­kungen oder Komplikationen verwendet. Die Klasse «A» wird verwendet für das Auftreten sehr schwer­wiegender Begleit­erkran­kungen oder Komplikationen bei chirur­gischen Behand­lungen.

27

5 Diese Aufteilung entspricht gerade der Codierpräzision von ICD-10 (vgl. «P07.0» und «P07.1»).

 

Geburts­gewicht

Zur Kategorisierung der Neu­gebo­renen wurde das Geburts­gewicht in 3 Klassen aufgeteilt:5

  • < 1000 g
  • 1000 g bis 2499 g
  • >= 2500 g

28

 

Tod

Patienten, die innert den ersten beiden Tagen des Kranken­haus­aufenthaltes sterben, werden einer RDRG «Frühzeitiger Tod in Haupt­kate­gorie NN» zugeteilt.

29

   

 

 

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E.3.10

 

An­zahl Behand­lungs­fall­gruppen

30

Tafel 3:
An­zahl RDRGs 1988-1995

  1988/89 1990 1991 1992 1993 1994 1995
Version v2.3 v3.01 v4.1 v5.1 v6.0 v7.0 v8.0
An­zahl Basis­fall­gruppen 321 321 331 333 333 334 335
An­zahl Behand­lungs­fall­gruppen 1146 1146 1161 1170 1170 1174 1178

31

Tafel 4:
An­zahl RDRGs 1996-2000

  1996 1997 1998 1999 2000
Version v9.0 v10.0 v11.0 v12.0 v13.0
An­zahl Basis­fall­gruppen 335 335 338 341 341
An­zahl Behand­lungs­fall­gruppen 1178 1178 1190 1198 1198

32

RDRG

 

Die An­zahl Behand­lungs­fall­gruppen ist seit der Einführung des RDRG-System nur wenig gestiegen, nämlich von 1146 in der zweiten Version auf 1198 in der 13. Version von 2000.

33

   

 

 

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E.3.11

 

Berücksichtigung von Begleiterkrankungen

34

RDRG

 

Es gibt 157 (chirur­gische) RDRGs mit sehr schwer­wiegenden Begleit­erkran­kungen oder Komplikationen (CC-Stufe «A»). Es gibt je 331 RDRGs mit schwer­wiegenden, wesent­lichen und irrelevanten Begleit­erkran­kungen oder Komplikationen. – Bei den in Tafel 5 aufgeführten 36 RDRGs ohne CC-Unter­teilung («NoCC») handelt es sich um die RDRGs bei frühzeitigem Tod, Verlegung und mechanischer Beatmung von Neu­gebo­renen.

35

 

Tafel 5:
An­zahl RDRG-DRG's nach CC-Stufen (Version 13)

CC An­zahl in %
CLASS A CC + 160 13
CLASS B CC + 334 28
CLASS C CC + 334 28
NO CC + 334 28
Keine CC-Unter­teilung 36 3
SUMME 1198 100

36

   

 

 

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E.3.12

 

Codierungsschema

37

RDRG

 

Die RDRG-Nummer enthält in den ersten drei Positionen die Ziffern der zugehörigen HCFA-DRG-Nummer. Die 4. Ziffer steht für die CC-Stufe:

  • 0 = keine CC (CC-Klasse D)
  • 1 = CC-Klasse C
  • 2 = CC-Klasse B
  • 3 = CC-Klasse A

Die Nummern 8NN0 wurden für die Gruppen mit frühzeitigem Tod gewählt. Dabei steht anstelle von «NN» die Nummer der Haupt­kate­gorie (MDC-Nummer).

38

   

 

 

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E.3.13

 

Preise, Lizenzgebühren und Internet-Adressen

39

6 Auskunft von Frau K. Schneider, Health Systems Consultants, Inc., Januar 2000.

RDRG

Lizenzen

Die jährlichen Lizenzgebühren betragen US$ 1500 pro 200 Betten und Jahr, d. h. (mindestens) US$ 7.50 pro Bett.6

40

Tafel 6:
Internet-Adressen RDRG-DRG

41

Bezeich­nung Internet-Adresse Bemer­kungen
Behörden Kanada Alberta Regional Health Authorities http:// www.health.gov.ab.ca / system / rhas /
Ent­wick­lung und Wartung Health Systems Consultants, Inc. http:// www.healthsyst.com /
Internova GmbH http:// www.internova-health.com / Einge­deutschte Version
Grouper «online» IRP, Inc. DRG Online Groupers http:// www.irp.com /
 
   

 

 

 

Literaturverzeichnis

 
 
Fetter et al.
RDRGs-Vol.I
1989
Fetter RB, Freeman J, Park H, Schneider K, Lichtenstein J, Bauman W, Duncan CC, Hughes J, Freeman D, Palmer G. DRG Refinement with Diagnostic Specific Comorbidities and Complications: A Synthesis of Current Approaches to Patient Classification. Final Report. Volume I. New Heaven (Health System Manage­ment Group - HCFA) 1989: 651 S.

42

 
Fetter et al.
DRGs
1991
Fetter RB, Brand A, Dianne G [Hrsg.]. DRGs, Their Design and Development. Ann Arbor (Health Administration Press) 1991: 341 S.

43

 
Fischer
DRG-Systeme
2000
Fischer W. Diagnosis Related Groups (DRGs) und verwandte Patienten­klassifi­kations­systeme. Kurzbeschreibungen und Beurteilung. Wolfertswil (ZIM) 2000: 181 S. Internet: http:// www.fischer-zim.ch / studien / DRG-Systeme-0003-Info.htm.

44

 
Freeman et al.
RDRG
1995
Freeman JL, Fetter RB, Park H, Schneider KC, Lichtenstein JL, Hughes JS, Bauman WA, Duncan CC, Freeman DH, Palmer GR. Diagnosis-Related Group Refinement with Diagnosis- and Procedure-Specific Comorbidities and Complications. In: Medical Care 1995(33)8: 806–827.

45

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Fundstelle = http://www.fischer-zim.ch/text-pcssa/t-ga-E3-System-RDRG-0003.htm
( Letztmals generiert: 10.01.2012 )