Fischer: Patientenklassifikationssysteme und Fallpauschalen: Eine Modeerscheinung?.

Z I M - Auszug PCS-Buch Jan. 1997


Patientenklassifikationssysteme und Fallpauschalen:
Eine Modeerscheinung?

Wolfram Fischer

Zentrum für Informatik und wirtschaftliche Medizin
CH-9116 Wolfertswil SG (Schweiz)
http://www.fischer-zim.ch/


Auszug aus dem Forschungsbericht
Patientenklassifikationssysteme, S. 408f
(978-3-9521232-2-5)


      
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Im Zuge der Auseinandersetzung mit Patientenklassifikationssystemen und deren Anwendung als Basis von Fallpauschalen wird man unweigerlich mit der Frage konfrontiert, ob dieses Gedankengut nur deshalb so vorherrschend ist, weil es sich um eine faszinierende Modeerscheinung handelt.
Instrument des New Public Management Faszinierend ist die Idee von patientenbezogenen Festpreisen für Spitalaufenthalte vor allem deshalb, weil man glaubt, dass damit endlich die Misere der ständig und übermässig wachsenden Spitalkosten beseitigt werden könnte. Aufgrund der schon über ein Jahrzehnt dauernden Erfahrungen in Amerika mit diesem Instrument ist hier einerseits eine gewisse Ernüchterung eingetreten. Andererseits erscheinen Fallpauschalen im Zuge des Aufschwungs der Ideen des New Public Management als eines der wichtigsten Instrumente, welche eine wirkungsorientierte Krankenhausführung überhaupt ermöglichen.
Mangelnde Produktspezifikation? Meines Erachtens haben die Bestrebungen, Patientenklassifikationssysteme und damit verbundene Fallpauschalen einzuführen, sowohl mit einer Modewelle zu tun wie auch mit der Einsicht, dass Verbesserungen zumindest gegenüber der jetzigen Situation möglich wären. Eine Gefahr für den vorschnellen Einsatz von Patientenklassifikationssystemen sind vor allem jene Leute, die glauben, die Produkte des Spitals seien als Patientenkategorien klar spezifiert, die nicht sehen, dass viele Patientenkategorien alles andere als scharf und eindeutig definiert sind. Allein schon den Patienten die richtigen Diagnosen zuzuordnen, ist manchmal eine höhere Kunst. Die Problematik wird dadurch verschärft, dass aufgrund ICD-codierter Diagnosen des öftern der Schweregrad einer Erkrankung schlecht ersichtlich ist. In vielen Fällen ist auch allein aufgrund der Diagnosen noch nicht bestimmbar, welche Behandlung jetzt die optimale wäre. Daraus folgt, dass durch die Angabe einer diagnosebezogenen Patientenkategorie die konkreten Behandlungspfade, die letztlich die Kosten verursachen, noch nicht bestimmt sind.
Es ist mir deshalb ein Anliegen, dass die Mechanismen, die hinter der Patientenklassifikation stecken, besser verstanden werden. Erst wenn man sich auch über deren Grenzen Klarheit verschafft hat, können Patientenklassifikationssysteme gut und verantwortungsvoll genutzt werden.
Beurteilung des Patientenspektrums als Ganzes Der Einsatz von Patientenklassifikationssystemen stellt gegenüber dem jetzigen Zustand der Leistungsmessung in Spitälern (Angabe der Anzahl Fälle und der Anzahl Pflegetage) insofern eine wichtige Verbesserung dar, als die Leistungsmessung differenzierter erfolgt. Es ist zu unterscheiden, ob diese Messung zur Beurteilung des Einzelfalls oder zur Beurteilung aller Fälle eines Leistungserbringers dienen soll. Im letzteren Fall ist bereits eine gröbere Klassifikation dienlich, denn es geht um eine Zusammenfassung aus statistischer Sicht. Es interessiert die "Gesamtproduktion" des Spitals. Es geht aber nicht darum, ob jeder Einzelfall effizient behandelt wurde. Eine solche Anwendung ist z.B. eine Budgetaufteilung nach Fällen, die aufgrund von Patientenkategorien gewichtet worden sind. Dies kann für gewisse Fachdisziplinen wesentlich sinnvoller sein als eine Aufteilung nach Pflegetagen.
Beurteilung des Einzelfalls Wenn es nun aber um Fragen der Vergütung des Einzelfalles und der Beurteilung der Effizienz und evtl. der Qualität des Einzelfalles geht, dann ist der Einsatz von stärker differenzierenden Klassifikationssystemen nötig. Das Kriterium der klinischen Homogenität der Patientenkategorien erhält eine entscheidende Bedeutung. Eine erhöhte klinische Homogenität ist oft mit einer erhöhten Kostenhomogenität verbunden, weil aufgrund einer präziseren Spezifikation der Patientenmerkmale auch die Auswahl der sinnvollen Behandlungsmöglichkeiten eingeschränkt wird.

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Fundstelle = http://www.fischer-zim.ch/auszuege-pcs-buch/PCS-Mode-9701.htm
( Letztmals generiert: 06.01.2012 )